Fakten zum Klimawandel von einem der entlegensten und unzugänglichsten Gletscher Frankreichs
Der Zugang zum Arcouzan-Gletscher gilt als einer der schwierigsten und gefährlichsten der Pyrenäen. Der französische Abgeordnete Jean-Pierre Pagès stattete dem Gletscher im Jahre 1808 den ersten offiziell aufgezeichneten Besuch ab. Sein Bericht lässt keinen Zweifel an der Gefährlichkeit: „Wer den Gletscher erreichen will, muss jeglicher Todesfurcht entsagt haben.“
Mut und Tapferkeit waren allerdings nicht die Motive der Gletscherexpedition, die ein multidisziplinäres Team aus Vermessungsingenieuren, Wissenschaftlern und Nationalpark-Guides vom 28. bis 30. September 2023 durchführte. Vielmehr spielt dieser trichterförmige Eisblock eine wichtige Rolle für das Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere auf Gletscher, aber auch auf unseren gesamten Planeten.
Abgesehen von seiner Abgeschiedenheit in den Pyrenäen ist der Arcouzan-Gletscher auch einer der kleinsten und widerstandsfähigsten seiner Art. Mit einer Höhe zwischen 2.320 und 2.520 Metern ist er relativ niedrig. Seine nordöstliche Ausrichtung schützt ihn jedoch in den Sommermonaten vor Sonneneinstrahlung, während im Winter Schneefall vom Mont Valier zur Akkumulation beiträgt.
Verschiedene Belege deuten darauf hin, dass die Oberfläche des Arcouzan-Gletschers zwischen den Jahren 2005 und 2018 sogar gewachsen ist.
So hatten frühere Messungen ergeben, dass der Gletscher im vorherrschenden globalen Muster von Gletscherschmelze und schwindendem Eis eine Ausnahme darstellt. Es war daher für das Team von TERIA und Topcon, gemeinsam mit Wissenschaftlern und Vertretern des Nationalparks, enorm wichtig, jegliches verfügbares Wissen über das scheinbar ungewöhnliche Verhalten des Gletschers in Erfahrung zu bringen.
Der entscheidende Ausgangspunkt für alle geodätischen Expeditionen ist die Genauigkeit im Zentimeterbereich, die Topcon GNSS-Systeme (Global Navigation Satellite Systems) bieten. Präzision ist ein Merkmal aller Topcon Ausrüstungen. Robustheit und Bedienerfreundlichkeit unter schwierigen Bedingungen waren für diese Aufgabe ebenso bedeutsam – daher war Topcon Ausrüstung die perfekte Wahl für die Expedition.
Veränderungen schaffen durch gemeinsame Arbeit
Die Expedition wurde gemeinsam von den Unternehmen TERIA und Topcon finanziert. Beteiligt waren Vermessungsingenieure, Guides und Spezialisten des Ariège Nationalparks, Akademiker, Forscher und studentische Beobachter. Gemeinsam mehr über die Präzision und die Arbeitsabläufe der Vermessung mit Spitzentechnologie erfahren. Ein besseres Verständnis für den Klimawandel muss auf Fakten basieren.
Die Ergebnisse waren unzweifelhaft und ernüchternd – und kehrten die etwas überraschenden früheren Resultate zum Wachstum des Gletschers ins Gegenteil um. Präzise Messungen ergaben zweifelsfrei, dass der Gletscher sowohl an Oberfläche als auch an Volumen dramatisch verloren hatte und widerlegten so die Fehlinformationen der Vergangenheit.
Volumen und Oberfläche sind seit 2016 rückläufig. Die wichtigsten Ursachen für diesen Schwund sind Winter mit geringen Niederschlägen und außergewöhnlich warme Sommer. Diese jüngste Messexpedition – ausgestattet mit 3D-Scannern und GNSS – konnte nachweisen, dass der Rückgang sich fortsetzt: Zwischen 2021 und 2023 hat der Gletscher 3,9 m Wasseräquivalent an Volumen verloren.
Unser Wissen über Gletscher auszuweiten, ist von entscheidender Bedeutung. Anders als viele andere geologische Prozesse geschehen Veränderungen an Gletschern sehr schnell. Die sensible und dynamische Reaktion des Arcouzan-Gletschers auf Veränderungen bei Temperatur und Schneefall, macht ihn, in Verbindung mit seiner früheren Widerstandsfähigkeit, zu einem hervorragenden Indikator für den Klimawandel.
Eis, Schnee und die letzten Braunbären Frankreichs
Die Ariège-Pyrenäen sind nicht nur ein perfekter Ort, um Informationen zu sammeln – sie sind auch in idealer Weise geeignet, die Wichtigkeit des Schutzes unserer Wildnis zu verdeutlichen. Die Region gehört zu den abgelegensten und unberührtesten Frankreichs. Eingebettet in Kalkstein und Schiefer der Ariège-Pyrenäen bietet dieser schwindende Eisblock einen guten Beobachtungspunkt. Zum reichen Wildtierbestand gehört neben Gams und Murmeltier die letzte noch verbliebene Population der Pyrenäen-Braunbären Frankreichs.
Im Rückblick auf seine drei Tage am Gletscher schreibt Topcon Mitarbeiter Jasper Vos:„Diese abgelegenen und wahrhaft stillen Berge der Pyrenäen gehören zu einer der letzten Wildnisregionen Europas. Wir können so viel von ihnen lernen, wenn wir bereit sind, zuzuhören. Es ist sehr bewegend, dort zu sein und die Auswirkungen zu sehen, die wir auf unseren Planeten haben. Ich hoffe nur, dass unsere Forschung etwas bewirkt und hilft, die Apathie zu bekämpfen, die in Fragen des Klimawandels nach wie vor existiert.“
Zwar ist das Schwinden des Arcouzan-Gletschers in den letzten Jahren ein stiller Prozess, seine Botschaft könnte allerdings kaum deutlicher sein: Der Klimawandel beschleunigt sich und seine Auswirkungen sind aller Orten mess- und fühlbar.
Michael Gomes, Vice President Global Sustainability bei Topcon merkt an: „Die Expedition, so ernüchternd ihre Ergebnisse, ist ein erfreuliches, innovatives Beispiel für den Einsatz von Topcon Technologie zur Messung und Beschreibung der Auswirkungen des Klimawandels. Hier lässt sich sehr gut zeigen, wie Daten und ‚Dokumentation der Praxis‘ eine wertvolle Datenlage schaffen können, die dabei hilft, die Situation in Bezug auf das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) Nr. 15 ‚Leben an Land‘ zu quantifizieren. Wir schätzen sowohl die Transparenz als auch den Einblick, den diese Messungen für die Wissenschaft und die Menschen auf dem Planeten schaffen.“
Die Ergebnisse der gemeinsamen geodätischen Expedition von TERIA und Topcon sind ein leiser, eindringlicher Warnruf. Gemeinsam arbeiten. Mehr lernen. Entschieden handeln. Mehr als je zuvor ist es an der Zeit, Arbeit zu leisten, die etwas bewegt.
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Fakten zum Arcouzan Gletscher:
- Standort: 09140 Seix
- Mont Valier Bergmassiv: 2838 m
- Wasserscheide des Flusses Salat
- Nordöstliche Ausrichtung
- Fläche: 1,8 ha (1850: 5 ha)
- Höhe: 2320–2520 m
- Länge: 370 m, Breite: 90 m
- Gestein: Kalkstein / Schiefer
- Art: Trichterförmiger Akkumulationsgletscher
- Geographische Koordinaten: 42°47'55" N 1°05'20" E